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KI, Chat GPT und Co. - Wie Unternehmen die digitale Transformation schaffen können

Fotos: Soheil Moradianboroujeni, Artikel: Sven Goldmann

13. RegioTalk vom 07.09.2023 in der "Berlin School of Business and Innovation"

KI, Chat GPT und Co. - Wie Unternehmen die digitale Transformation schaffen können

„Chips und Software sind Herz und Hirn der digitalen Welt.“

Beim 13. RegioTALK des Regionalinkubators Südwest ging es um Künstliche Intelligenz und wie sie das Arbeitsleben revolutionieren wird

Da ist zum Beispiel die Geschichte mit den Drehbuchautoren aus Hollywood. Sebastian Britz erzählt sie zum Ende seines Vortrages, als die Dunkelheit sich über Neukölln legt und es unten im Lichtermeer vor der Alten Post in der Karl-Marx-Allee so bunt und durcheinander wuselt, dass man einen schönen Werbefilm über das multikulturelle Berlin drehen könnte. In Hollywood streiken also die Autoren, weil sie sich nicht gut genug bezahlt fühlen und, schlimmer noch: Weil sie um ihre Zukunft fürchten. Braucht man sie in ein paar Jahren gar nicht mehr? Artificial Intelligence (AI) – hierzulande als Künstliche Intelligenz (KI) im Gebrauch – bereichert den Alltag der Filmstudios längst mit spannenden Texten und komplett produzierten Videos. „KI kann vieles schneller als die klassischen Autoren“, sagt Sebastian Britz. Er steht dem Unternehmen H & SB Capital als CEO vor und führt als Moderator durch den 13. RegioTALK des Regionalinkubators Südwest (RIK). Es geht an diesem Abend um nicht weniger als die Herausforderungen der Zukunft, und die sind gewaltig. Nicht nur für die Verfasser von Drehbüchern.

 

Das Thema der Talkrunde lautet: „KI, Chat GPT und Co. Wie können Unternehmen sich auf die digitale Transformation einstellen?“ Dafür hat RIK-Chef Professor Frank Schaal eine perfekte Location ausgewählt, sie liegt ein wenig östlich vom Berliner Südwesten. Der denkmalgeschützte Renaissancebau des einstigen Kaiserlichen Postamtes in der Karl-Marx-Straße steht einerseits für Informationstechnologie einer vergangenen Epoche, andererseits aber auch für den Aufbruch in die Zukunft. Seit dem vergangenen Jahr residiert hier die Berlin School of Business and Innovation, und es sitzen auch ein paar wissbegierige Studenten unter den Gästen im gut gefüllten Konferenzraum hoch über den bunten Lichtern von Neukölln.

 

KI wird unser Arbeitsleben perspektivisch revolutionieren. Sebastian Britz verweist darauf, dass Chat GPT, die meistgenutzte App der Gegenwart, vor allem deshalb so erfolgreich ist, „weil jeder sofort und ohne Vorkenntnisse damit arbeiten kann. Das gilt für alle Altersgruppen und Bildungsstufen.“ Da wirkt es umso befremdlicher, dass die Technologie-Nation Deutschland eine eher bescheidene Rolle bei der Ausgestaltung der digitalen Zukunft spielt. Nur bei 13,3 Prozent der deutschen Unternehmen ist KI derzeit im Einsatz. Chips und Software sind Herz und Hirn der digitalen Welt. Es dominieren die USA und China, die Deutschen können aktuell in keiner Disziplin mithalten. Entscheidend für den Vorsprung der Amerikaner war die Anschubfinanzierung im Silicon Valley, die wahrscheinlich nachhaltigste Wirtschaftsförderung der jüngeren Menschheitsgeschichte. Digitale Souveränität gibt es nicht zum Nulltarif.

 

Warum tut sich Deutschland so schwer mit der digitalen Zukunft? Christian Schellenberger hat dazu eine klare Meinung. „Deutschland sollte das Thema Hochtechnologie in Kombination mit Nachhaltigkeit zusammendenken und als neues, großes Wertversprechen für dieses Land sehen“, findet der Co-Founder des Venture-Studios Cosmic Gold, einer Strategieberatung, die Wissenschaftler, Ingenieure und Softwareentwickler dabei unterstützt, nachhaltige, wirkungsgetriebene Produkte auf den Markt zu bringen – alles mit dem langfristigen Ziel, eine regenerative Marktwirtschaft zu installieren. Schellenberger hat zwei Grafiken mitgebracht. Die eine notiert Deutschlands Talente, also wissenschaftliche Kapazität, im weltweiten Ranking auf Platz drei. Bei der tatsächlichen Umsetzung dieses Potenzials reicht es aber nur zu Platz acht. Was bei optimaler Nutzung der vorhandenen Kapazitäten möglich ist, illustriert Christian Schellenberger mit dem Verweis auf allerlei Leuchttürme, die auch von Berlin aus in die Welt strahlen.

 

Doch so schön und vielversprechend die Zukunft in der Alten Post auch ausgemalt wird – Alexander Acker, der dritte Experte auf dem Podium, will den Abend nicht verstreichen lassen, ohne auf die Gefahren im allzu sorglosen Umgang mit Künstlicher Intelligenz hinzuweisen. Der Co-Founder von logsight.ai arbeitet mit seinem Unternehmen im Hochsicherheitsbereich und muss dabei in Sachen Compliance höchste Standards einhalten. Er verweist darauf, dass der Datenschutz gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. „Was einmal in die Maske von Chat GPT eingegeben wurde, kann auf der ganzen Welt eingesehen werden.“ Man muss schon aufpassen, welche Daten man wem zur Verfügung stellt. Künstliche Intelligenz ist eine großartige Unterstützung, aber sie ist eben künstlich und bedarf menschlicher Kontrolle.

 

Das mag vielleicht auch die Autoren in Hollywood beruhigen, denn so spannend die von Künstlicher Intelligenz angefertigten Drehbücher sein mögen – der letzte und entscheidende Schliff in der Gestalt von kritischem Denken wird auf absehbare Zeit von menschlicher Hand kommen. „Künstliche Intelligenz nimmt niemanden den Job weg“, sagt Sebastian Britz. „Sie erlöst uns bloß von redundanten Tätigkeiten und schafft neue, anspruchsvolle Jobs.“