Fotos: Bernd Elmenthaler, Autor: Sven Goldmann
15. RegioTalk vom 12.10.2023 in der Startup-Villa der Freien Universität
Zukunftsort und Leuchtturm für den Berliner Südwesten - Was FUBIC und FUHUB für den Wissenschaftsstandort Dahlem leisten können
Dahlem soll wieder das deutsche Oxford werden
Beim 15. RegioTALK des Regionalinkubators Südwest wird über den Aufbruch in die technologische Zukunft debattiert
Um kurz vor acht meldet sich ein Mann aus der letzten Reihe. Er hat in den Siebziger Jahren Chemie an der Freien Universität studiert und lauscht jetzt schon seit eineinhalb Stunden, wie beim 15. RegioTALK des Regionalinkubators Südwest (RIK) in der Startup-Villa an der Altensteinstraße über die Zukunft debattiert wird. Es geht in dieser von RIK-Chef Professor Frank Schaal moderierten Runde um das Technologie- und Gründungszentrum FUBIC, das ein paar Meter neben der Startup-Villa in den Himmel über Dahlem wächst. Das Thema des Abends lautet: „Zukunftsort und Leuchtturm für den Berliner Südwesten – was FUBIC und FUHUB für den Wissenschaftsstandort Dahlem leisten können.“
Neue Begrifflichkeiten, die den Aufbruch in die technologische Zukunft symbolisieren. Das Kunstwort FUBIC steht für den etwas sperrigen Terminus “Business and Innovation Center next to Freie Universität Campus“ und definiert einen 50 000 Quadratmeter großen Innovationspark. Klingt alles sehr futuristisch, aber der Mann in der letzten Reihe fragt: „Reden Sie hier wirklich über etwas Neues? Oder setzen Sie nicht eine gute Tradition fort?“ Die der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, gegründet im Jahr 1911. Damals, als Dahlem mit Koryphäen wie Albert Einstein, Fritz Haber oder Max Planck einen Ruf als das deutsche Oxford hatte und bis 1944 insgesamt 15 Nobelpreise einheimste.
Interessanter Punkt, findet Jörg Israel. „Ja, wir beziehen uns auf die Vergangenheit. Aber mit neuen Methoden.“ Der Diplom-Ingenieur Jörg Israel widmet sich als Projektleiter der landeseigenen WISTA Management GmbH dem Entstehen des Innovationscampus auf dem Gelände des ehemaligen US-Militärkrankenhauses. Herzstück ist das sechsstöckige Hauptgebäude mit Büros, Co-Working-Spaces und Laboren für Chemiker, Physiker und Mikrobiologen, versorgt auf Nur-Strom-Basis, also komplett CO2-frei. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Allein dieses Gebäude, errichtet auf dem Fundament des ehemaligen Krankenhauses, bietet eine Bruttogeschossfläche von 54 000 Quadratmetern, die in Dahlem dringend benötigt wird. Die FU gehört bundesweit zu den Hochschulen mit den meisten Ausgründungen, verfügt aber als einzige Berliner Universität nicht über ein eigenes Gründerzentrum.
Dieser Mangel verträgt sich schwerlich mit der Arbeit, die in Dahlem geleistet wird. Aneta Bärwolf, als Leiterin der von der FU betriebenen Profund Innovation die Hausherrin in der Startup-Villa, listet auf: „Seit 2006 haben wir mehr als 200 Ausgründungen begleitet. Aber was Labore betrifft, sind die Kapazitäten der FU begrenzt. Es fehlt an Platz für Unternehmensgründungen aus dem universitären Betrieb heraus. „Das führte zu vielen Abwanderungen nach Brandenburg oder sonstwo in die Bundesrepublik oder auch ins Ausland“, sagt Steffen Terberl. Der Geschäftsführer des vom Berliner Senat geförderten Projekts Zukunftsorte Berlin verweist darauf, es sei höchste Zeit, gegen den Mangel an wissenschaftlicher Infrastruktur anzugehen. „Wir konkurrieren national und auch international mit Wettbewerbern, die zum Teil ganz andere Kapitalbedingungen haben. Wir stellen uns diesem Wettbewerb und werden uns um weitere Ausgründungen bemühen. Mit dem FUBIC kann sich das Potenzial hier endlich entfalten.“
Mittelfristig soll das FUBIC noch sehr viel mehr bieten als das um vier Etagen aufgestockte ehemalige Militärkrankenhaus. Ringsherum werden mit privatem Investment sechs Satellitenbauten geplant, eines soll sogar schon ein paar Monate vor dem Herzstück fertig sein. Es handelt sich dabei um das vom Immobilien-Entwickler Driven Investment geplante Projekt FUHUB. Noch ein Kunstwort, es steht für die FU als Hub, als Knotenpunkt auf den Weg in die technologische Zukunft. Die ersten Konturen des FUHUB sind in unmittelbarer Nachbarschaft der Startup-Villa an der Kreuzung von Fabeck- und Altensteinstraße zu bewundern. „Das wird der erste Holzhybridbau im Laborbereich“, verkündet der Driven-Geschäftsführer Toğrul Gönden. Hinter den Fassaden aus heller Buche entstehen 6600 Quadratmeter Labor- und Bürofläche für technologieorientierte Start-ups und bereits etablierte Unternehmen. Es gibt Regenwasserzisternen, eine begrünte Dachterrasse, eine Lobby mit gastronomischem Angebot, Eventflächen und, passend zu der auch in Dahlemer Laboren geplanten Mobilitätswende, einen Fahrradkeller mit E-Ladestation.
35 Prozent der Flächen sind schon vermietet, ein großer Teil davon an die lieben Nachbarn aus dem Berliner Südwesten. Die Freie Universität hat sich im FUHUB 830 Quadratmeter für ihr „Scale Up Lab“ gesichert. Auf dass in Dahlem wieder, wie vor hundert Jahren, ein deutsches Oxford heranwächst.