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Shopping mit Zukunft

v.l.n.r.: Tonka Wojahn, Bettina Jarasch, Juri Effenberg
v.l.n.r.: Tonka Wojahn, Bettina Jarasch, Juri Effenberg

Die Schloßstraße im Herzen von Steglitz ist eine der bedeutendsten Einkaufsstraßen in Berlin und der ganzen Bundesrepublik. Mit ihren über 200.000 Quadratmeter Verkaufsfläche zieht sie seit Jahrzenten Einkaufslustige aus dem Berliner Südwesten und darüber hinaus an.

 

Doch der stationäre Einzelhandel steht vor immensen Herausforderungen und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Steigende Mieten und eine stetig wachsende Konkurrenz im Internet treiben Sorgenfalten auf die Stirn selbständiger Ladenbetreibender und bringen selbst große Kaufhausketten ins Wanken. Die Schloßstraße ist im Gegensatz zu vielen anderen Einkaufsstraßen immer noch ein lebendiger Schauplatz von Handel und alltäglichen Leben, aber auch hier stehen immer mehr Flächen leer.

 

Wie können diese Flächen sinnvoll genutzt werden? Worauf setzen die Center-Betreiber um mehr Besucher und Besucherinnen anzulocken? Wie kann eine nachhaltige Zukunft für die Schloßstraße aussehen? Diesen Fragen sind wir Ende November gemeinsam mit einer Delegation der Grünen Fraktion aus dem Berliner Abgeordnetenhaus um die Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch nachgegangen.

„Die Eventisierung kann aus der Schloßstraße eine lebendige Einkaufsstraße machen.”  Jörn Friedrichsen‎, ‎Center-Manager Das Schloss
„Die Eventisierung kann aus der Schloßstraße eine lebendige Einkaufsstraße machen.” Jörn Friedrichsen‎, ‎Center-Manager Das Schloss

Events und E-Bikes im Schloss

Im Einkaufszentrum „Das Schloss”, welches das Rathaus Steglitz von zwei Seiten umrahmt, sieht Center Manager Jörn Friedrichsen die Entwicklungen der letzten Jahre mit gemischten Gefühlen. Einerseits wurde der verkehrstechnische Umbau der Schloßstraße in eine einspurige Straße mit Bus- und Radspur von den Menschen gut akzeptiert. Andererseits wirken sich die aktuellen „Massenschließungen” der großen Einkaufsketten wie Spielemax und Esprit auch auf die Schloßstraße aus.

 

 

Einen Vorteil für sein „Schloss” sieht er im starken Fokus auf (Kultur-)Events. Schon jetzt findet man im Erdgeschoss eine Bühne, oft gibt es auch Kunstausstellungen. Im nächsten Jahr soll in Veranstaltungen, Kunst und Kultur ein Millionenbetrag investiert werden. Auch ein Ausbau zur Multi-Use-Location in Zusammenarbeit mit der Berliner Morgenpost ist geplant.

 

Friedrichsen zielt auch auf mehr Eventisierung außerhalb der Schlossmauern. Auch deshalb möchte er gemeinsam mit anderen Akteuren in der Schloßstraße eine Interessengemeinschaft gründen, die gemeinsame Initiativen lancieren könnte. Ein anderer wichtiger Baustein sind für ihn Service und Komfort, also z.B. Ladestationen für E-Bikes, sowie mehr Stell- und Sitzplätze. Auch
für deren Umsetzung wünscht er sich schnellere und einfachere

Bewilligungsverfahren.

Täglicher Bedarf für Leib und Seele

In seiner über 50-jährigen Geschichte hat das Forum Steglitz schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Das traditionsreiche Einkaufszentrum setzt heute auf einen Mix aus Geschäften des täglichen Bedarfs und nicht-kommerziellen Angeboten. Im 2. Obergeschoss befindet sich der Hochschulsport sowie eine psychotherapeutische Ambulanz und Kulturwerkstadt der Freien Universität. Auch soziale Projekte, z.B. für Kinder oder eine Obdachlosenhilfe für Frauen werden hier angegangen.

„Ich wünsche mir konkrete Maßnahmen statt Konzeptpapiere” ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ Dagmar Mielitz, Center-Managerin Forum Steglitz
„Ich wünsche mir konkrete Maßnahmen statt Konzeptpapiere” ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ Dagmar Mielitz, Center-Managerin Forum Steglitz

Zur Finanzierung dieser Projekte betreibt das Forum eine Werbegemeinschaft, in welche die Mietenden einzahlen, um diese Ideen, aber auch Veranstaltungen und Investitionen möglich zu machen. Dabei ist es sicher hilfreich, dass die Zusammensetzung der Mietparteien sich wenig verändert – es werden eher die Flächen innerhalb des Forums gewechselt.

Auf die politischen Rahmenbedingungen hat Center-Managerin Dagmar Mielitz einen eher kritischen Blick. Aus ihrer Sicht mangelt es an der reibungslosen Umsetzung konkreter Maßnahmen und am Mut, auch bauliche Themen mit Risiko anzugehen. Auch die Verkehrssituation wird als Problem gesehen, da die Fahrrad- und Busspuren das Parken schwieriger machen. 

 

 

 

 

 Kultur und Unterhaltung im Kreisel

 

„Das Ziel ist es, Zwischenraumnutzung als Nachhaltigkeitsmodell für Immobilienbesitzer und Projektentwickler zu etablieren.” ‎‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ Moritz Senff, Geschäftsführer Zentrum für internationale Künste
„Das Ziel ist es, Zwischenraumnutzung als Nachhaltigkeitsmodell für Immobilienbesitzer und Projektentwickler zu etablieren.” ‎‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ ‎ Moritz Senff, Geschäftsführer Zentrum für internationale Künste

Während das Forum und das Schloss weiterhin ihre ursprüngliche Bestimmung erfüllen, steht hinter dem Sinn des Steglitzer Kreisels seit längerem ein Fragezeichen. Der ehemalige Verwaltungsturm ragt halb umgebaut in den Himmel, darunter ist viel freie Fläche, vor allem in den ehemaligen Räumlichkeiten des Outdoor-Kaufhauses Globetrotter, das vor einigen Jahren in einen Neubau einige Ecken weiter zog.

Perfekte Voraussetzungen für das Zentrum für internationale Künste (ZIK), welches schon Erfahrung mit der kulturellen Zwischennutzung von (ehemaligen) Verkaufsflächen gesammelt hat. Bis Mitte des Jahres bespielte das ZIK Teile des Schloss-Strassen-Centers mit vielfältigen Angeboten. Ab Anfang 2025 soll mindestens sieben Monate nun die ehemalige Globetrotter-Fläche an die Reihe kommen, mit vielfältigen Angeboten wie Swing- und Salsa-Abenden, oder z.B. Comedy-Shows.

 

Wenn alles nach Plan läuft, wird der Umbau des Hochhauses nächsten Sommer beendet sein, dann soll auch ein Käufer für die ikonische Immobilie gefunden werden. Wie es dann mit der Ladenfläche im Erdgeschoss weitergeht, ist noch ungewiss. Aber Flächen zur Zwischennutzung für Kunst und Kultur wird es sicher auch weiterhin in Steglitz-Zehlendorf geben.