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Aufenthaltsqualität in Handelszentren - Am Beispiel der Schloßstraße und des Hermann-Ehlers-Platz

Fotos:  © Christian Schneider / RIK Berlin Südwest, Autorin: Mariya Druzyaka

28. REGIOTALK VOM 18.02.2025 IM EINKAUFSCENTER "DAS SCHLOSS"

Aufenthaltsqualität in Handelszentren - Am Beispiel der Schloßstraße und des Hermann-Ehlers-Platz

  • Thema: Umgestaltungspläne zum Hermann-Ehlers-Platz vom Stadtentwicklungsamt des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf
  • Ort: Einkaufscenter "Das Schloss"
  • Fokus: Schaffung von attraktiveren und lebendigeren Begegnungsorten 
  • Ziel: Steigerung der Aufenthaltsqualität und Schaffung von kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert für Anwohnende, Besuchende und Gewerbetreibende in Handelszentren von Städten
  • Praxisbeispiele: Hermann-Ehlers-Platz, Einkaufscenter "Das Schloss"     

Neuer Schwung für den Hermann-Ehlers-Platz - gemeinsam für einen belebten Kiez

Beim 28. RegioTalk tauschten sich die Teilnehmenden über die Zukunft des Hermann-Ehlers-Platzes und seine Rolle für die Aufenthaltsqualität im Handelszentrum rund um die Schloßstraße aus.

Gegen 20 Uhr kehrt allmählich Ruhe in die zentrale Schloßstraße in Steglitz ein, die tagsüber von lebhaftem Handelsbetrieb geprägt ist. Die letzten Kundinnen und Kunden im Einkaufszentrum „Das Schloss“ schließen ihre Einkäufe ab, leeren ihren Kaffeebecher und treten den Heimweg an. Wenige Minuten später versammeln sich etwa 50 Menschen im Herzen der Einkaufspassage, um über die Zukunft des Hermann-Ehlers-Platzes zu sprechen – ein Begegnungsort, der bei den Anwohnerinnen und Anwohnern bisher noch einige Wünsche offenlässt.

Dass der 28. RegioTalk des Regionalinkubators Berlin Südwest nach Ladenschluss in einer Einkaufspassage stattfindet, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie vielfältig und flexibel Einkaufszentren genutzt werden können. Für eine einladende Wohlfühlatmosphäre braucht es eine Leinwand, bequeme Sitzgelegenheiten, einige Tische – und ein Flügel, auf dem später ein junger Pianist für musikalischen Ausklang sorgen wird. Schon kann der RegioTalk beginnen.

Moderator Juri Effenberg, zugleich Projektleiter des RIK, eröffnet die Veranstaltung mit der Frage: „Wie schaffen wir es, dass die Leute nicht nur zum Einkaufen herkommen, sondern hier auch gerne verweilen?“ Im Fokus stehe nicht nur ein einzelnes Einkaufszentrum, sondern öffentliche Räume des größten Handelszentrums im Bezirk und deren sozioökonomisches Potenzial. Mit diesen Worten verdeutlicht Juri Effenberg das Anliegen des Abends und bittet die vier geladenen Gäste, Platz zu nehmen. Mit von der Partie sind Urban Aykal, Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen, Ralph Meißner, Gruppenleiter Grünflächenneubau und Pflegevergabe des Bezirksamts, Philipp Haverkamp, Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, und der Center-Manager Jörn Friedrichsen. Gemeinsam mit den Anwohnerinnen und Anwohnern im Publikum sollen hier Antworten auf die Eingangsfrage gefunden werden.

Noch bevor die zukünftigen Pläne für den Hermann-Ehlers-Platz vorgestellt werden, präsentiert Jörn Friedrichsen Videoeindrücke vergangener Veranstaltungen im Einkaufszentrum: Stars in Concert, der 18. Center-Geburtstag und ein Konzert der Impulso Tenors. „Und das stelle ich mir für die gesamte Schloßstraße vor: Dass wir aus unserem Kiez hinaus die Strahlkraft entwickeln, indem wir Kooperationspartner finden, die mit uns zusammen die Schloßstraße eventisieren ", erklärt Jörn Friedrichsen voller Ambitionen.

Ralph Meißner setzt sich bereits seit einiger Zeit intensiv mit der Frage auseinander, wie Orte, wie der Hermann-Ehlers-Platz, besser in den öffentlichen Raum integriert und für diverse Veranstaltungen genutzt werden können. In diesem Zusammenhang stellt er die entwickelten Pläne für die bevorstehende Modernisierung des Platzes vor. Dabei ist geplant, die charakteristischen Bäume des Platzes zu erhalten aber gleichzeitig den Verkehr auf das Nötigste, wie Lieferungen und Parken, zu beschränken. Der Marktbereich wird in drei Zonen unterteilt und mit zusätzlichen Stromanschlüssen ausgestattet, um eine flexiblere Nutzung – auch für Sonderveranstaltungen – zu ermöglichen. In der Mitte des Platzes soll ein neues, ebenerdiges Wasserspiel im Stil eines Wohnzimmerteppichs entstehen. Es werden individuelle Sitzgelegenheiten bereitgestellt, und das Wichtigste: Der Platz erhält eine neue Beleuchtung. „Von der Optik her so ein bisschen an eine Stehlampe eines Wohnzimmers angelehnt“, sagt Ralph Meißner.

Bis 2027 soll der Platz mit einem Budget von rund 2 Millionen Euro als das „Wohnzimmer der Schloßstraße“ in neuem Glanz erstrahlen. „Wir werden die Umgestaltung in mehreren Etappen durchführen, damit der Markt genügend Flächen hat, um weiterhin stattfinden zu können. Ein Jahr ohne Markt wäre das Schlimmste“, beruhigt Ralph Meißner.

Die Podiumsgäste sind sich einig, dass eine bloße Modernisierung nicht ausreicht. Solche Plätze entfalten ihr Potenzial nicht von selbst, sondern müssten aktiv belebt werden – sowohl große als auch kleine Events sind notwendig, um Menschen an solchen Orten zusammenzubringen.

Philipp Haverkamp ist sich der Vorteile bewusst, die eine Eventisierung für den Handel mit sich bringt. „Ich bin mir sicher, dass der Handel ein großes Interesse an Veranstaltungen hat. Die Eventisierung trägt dazu bei, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen“, sagt er überzeugt. Doch vorher müsse ein Schritt zurück gemacht werden. „Bevor man Events plant, muss die Instandhaltung funktionieren: so ein Platz muss sauber sein und gut aussehen“, fügt er noch hinzu.

Um öffentliche Begegnungsorte adäquat bespielen zu können, ist für Jörn Friedrichsen ein stabiles Netzwerk von Akteurinnen und Akteuren im Bezirk entscheidend. „Es braucht einfach Menschen, die sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, Freude daran haben und nicht durch politische Hürden ausgebremst werden. Das Wesentliche ist wirklich unsere Zusammenarbeit und dass wir spätestens jetzt den notwendigen Anstoß dazu haben“, appelliert er vorsichtig an die Teilnehmenden.

Selbstverständlich kann der Diskurs nicht auf eine fachliche Perspektive des Bezirksamtes verzichten. Urban Aykal stimmt den genannten Ansichten zu und möchte niemanden ausbremsen. „Hauptsache, es wird was Gutes gemacht!“, betont der Bezirksstadtrat. Dennoch weist Urban Aykal auch auf die Grenzen des Machbaren hin. „Wir wollen mit Ihnen als sehr starke Partner enger zusammenarbeiten und sind auch gerne bereit, Sie bei Veranstaltungen zu unterstützen – ohne jedoch den Rahmen zu sprengen“, erklärt er. Ganz ohne Herausforderungen sei das nicht. Man müsse mit begrenzten Mitteln auskommen. Auch seien die räumlichen Kapazitäten nicht unendlich und sollten in den Vorplanungen entsprechend bedacht werden. Insbesondere die Markttage müssen stets berücksichtigt werden.

Letztendlich brauche es einen ganzheitlichen Ansatz. Der öffentliche Raum bräuchte mehr Ordnung. Die Antwort könne allerdings keine soziale Kälte sein. Seit längerer Zeit gäbe es Fachrunden, an denen zahlreiche Akteure aus dem sozialen und präventiven Bereich teilnehmen und sich Gedanken über mögliche Lösungsansätze machen. Die aufsuchende Sozialarbeit ist dabei ein wichtiger Baustein. „Unserer Jugend- und Gesundheitsstadträtin und mir war es daher sehr wichtig, für den entsprechenden Antrag die Zustimmung des Senats erhalten zu haben. Dabei geht es vor allem um aufsuchende Sozialarbeit im Bereich der Obdachlosigkeit vor allem mit dem Fokus Drogenkonsum im Umfeld der Schloßstraße“, erklärt Urban Aykal und zeigt sich entschlossen, die Situation zu verbessern. Ganz besonders freut es ihn, dass dafür Gangway e.V. die Trägerschaft hat. „Mit diesem Träger hoffen wir, einerseits auf Menschen mit Suchterkrankungen positiv einzuwirken und andererseits aufgrund der langjährigen Erfahrungen gezielte Angebote für die Jugend zu machen. Gangway e.V. wird aber auch immer ein Ohr für die Einzelhändler und überhaupt die Nachbarschaft haben“, betont Urban Aykal.

Die Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Kiez rund um den Hermann-Ehlers-Platz sind nicht nur neugierig, sondern haben auch konkrete Lösungen mitgebracht. Neben besserer Beleuchtung und mehr Sauberkeit wünschen sie sich ein lebendigeres kulturelles Leben auf dem Platz.

„Warum verlegen wir nicht die Volkshochschulkurse in Räumlichkeiten hier vor Ort – zum Beispiel in die Bibliothek oder ins Rathaus? Das würde den Platz doch beleben“, schlägt eine Anwohnerin vor, die vor 20 Jahren aus Lichtenberg nach Steglitz gezogen ist. Eine weitere Anwohnerin regt an, in Zukunft kleinen Händlerinnen und Händlern die Möglichkeit zu geben, auf dem Hermann-Ehlers-Platz auszustellen, um das Angebot an Kunsthandwerk und lokalen Produkten zu bereichern.

Wie sich der Platz in den kommenden Jahren entwickeln wird, bleibt spannend – doch die entscheidenden Weichen sind gestellt. Der RegioTalk endet mit einem gemeinsamen Ausblick: „Damit der Platz ein schöner Ort wird, müssen Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen“, fasst eine Steglitzerin aus dem Publikum nochmal zusammen, woraufhin alle Teilnehmenden zustimmend applaudieren.