Durch die zunehmende gewerbliche Erschließung der Hauptstadtregion Südwest kommt der damit verbundenen verkehrlichen Infrastruktur eine zentrale Rolle zu. Aus langfristiger Sicht kann eine erfolgreiche Aktivierung, Entwicklung und Aufwertung der bezirklichen Gewerbeflächenpotenziale nur dann gelingen, wenn auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen für den wachsenden Wirtschaftsverkehr den tatsächlichen Bedarfen und Anforderungen entspricht. Von Interesse ist hierbei vor allem die wirtschaftsverkehrliche Erschließung und Einbettung des sich entwickelnden Gewerbe- und Industriegebietes Goerzallee/Beeskowdamm, aber auch der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sowie die Erprobung und Realisierung innovativer Mobilitätskonzepte an dafür geeigneten Standorten im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Auf Basis aktueller Verkehrsuntersuchungen und in Kooperation mit den örtlichen Unternehmen hat das RIK Berlin SÜDWEST verschiedene Projektschwerpunkte identifiziert und wird die Umsetzung dieser begleiten.
Historische Bedeutung erlangte der einen Kilometer lange Zehlendorfer Stichkanal als Ableger des Teltowkanals mit der Nutzung als Lieferverkehrsweg für die "Optischen Anstalt C.P. Goerz" im heutigen Industriedenkmal Goerzwerk. Im Zuge der Verlagerung des Wirtschaftsverkehrs auf Straßen und Schienen, verlor der Kanal an Bedeutung. Heute könnte die Wasserstraße im Rahmen der Erprobung von innovativen Logistiklösungen für den Lieferverkehr im Gebiet Goerzallee/Beskowdamm genutzt werden. Eine erste Anfrage des Fachbereiches "Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme" der Technischen Universität Berlin liegt bereits vor. Der Stichkanal könnte für die Forschenden im Zuge einer Befahrung mit dem ersten emissionsfreien und energieeffizienten Schubboot "ELEKTRA" zum Testfeld zur Erprobung dieser neuen Technik werden.
Im Rahmen der durch den Bezirk Steglitz-Zehlendorf begleiteten gewerblichen Erschließung des in den vergangenen Jahren heterogen gewachsenen Gewerbestandortes "Lichterfelder Weg", welcher auf Höhe des "Platz des 4. Juli" parallel zur Goerzallee verläuft, wird die Umsetzung innovativer Mobilitätskonzepte forciert. Wie auch im Teilgebiet "Wupperstraße", sind Mobilitätslösungen beispielsweise in Form von "Mobility-Hubs" anvisiert. "Mobi-Hubs" sind fahrzeugübergreifende Park- und Ladestationen, die nach einhelliger Definition einen Ort darstellen, an welchem verschiedene Verkehrsmittel und Mobilitätsservices räumlich zusammenkommen. Bezogen auf die verkehrliche Erschließung entlang des Gebietes Goerzallee/Beeskowdamm könnten die "Mobility-Hubs" an diesen Orten neben einer ÖPNV-Anbindung beispielsweise mit Ladestationen für E-Fahrräder, E-Rollern und E-Autos ausgestattet werden.
Wie auch die Wasserstraße "Zehlendorfer Stichkanal", nutzten die anliegenden Industriebetriebe entlang der heutigen Goerzallee die "Goerzbahn" vom "Alten Bahnhof Schönow" bis zum heutigen S-Bahnhof Lichterfelde West in der Hochphase des Produktionsstandortes seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges für den Güter- und Personentransfer. Nachdem die Strecke in der Folge zunächst brach lag, wurde sie mit der Ansiedlung eines Zulieferers des Automobilherstellers Ford Anfang der 1990er Jahre erneut für den Güterverkehr ertüchtigt. Im Jahr 2018 wurden die Transportwege in Anbetracht eines gesunkenen Verkehrsaufkommens allerdings vollends auf die Straße verlagert, wodurch die Bahnstrecke ihre Bedeutung in ihrer ursprünglichen Nutzungsform endgültig verlor. Seitdem wurde sie von der "AG Märkische Kleinbahn" vorrangig für Museumsfahrten genutzt. Jetzt stehen neue Planungen an, denn:
Die Goerzbahn kommt (wieder)
Das Abgeordnetenhaus hat in seiner Sitzung am 14. Dezember 2023 den Weg für einen probeweisen Betrieb auf der Strecke der ehemaligen Goerzbahn freigegeben. Zwischen dem Bahnhof Lichterfelde West und Schönow werden voraussichtlich die vorhandenen Gleisanlagen in nicht allzu ferner Zukunft wieder genutzt. Wie die Nutzung aussehen wird, ist jedoch noch offen. Allerdings wird die Anlage mit rund 19 Millionen Euro gefördert, wodurch dem Projekt auch eine besondere Priorität zugeordnet wird. Lichterfelde-Süd ist ein interessanter Stadtraum, der in Bezug auf den öffentlichen Nahverkehr allerdings noch unterversorgt ist. Der Vorteil der Trasse besteht in der Tatsache, dass sie bereits gewidmet ist, also keine bauliche Genehmigung mehr braucht. Das beschleunigt die Planungsprozesse enorm. Nun ist es an der Verkehrsverwaltung, ein Konzept zu beauftragen: Die Technische Universität oder andere Forschungseinrichtungen könnten innovative Ideen im Rahmen der technischen Möglichkeiten entwickeln.
Zukünftig sollen auf dem historischen Teilstück der "Goerzbahn" entlang des Dahlemer Weges innovative Mobilitätsprojekte auf der Schiene unter besonderer Berücksichtigung des Themas "Wirtschaftsverkehre" umgesetzt werden und neue Technologien rund um das automatisierte und vernetzte Fahren (AVF), wie zum Beispiel fahrerlose Schienenfahrzeuge, erprobt werden. In enger Zusammenarbeit mit Berliner Mobilitätsforschungseinrichtungen aus dem universitären und privatwirtschaftlichen Bereich, bietet sich der 2,5 Kilometer lange Schienenstrang hinsichtlich einer Nachnutzung als Versuchsfeld für innovative Mobilitätsprojekte an. Im Februar 2021 hatte bereits die Deutsche Bahn AG mit ihrem Versuchs-ICE "TrainLab" die Strecke genutzt, um Daten im Rahmen des AVF zu sammeln. Der Regionalinkubator Berlin Südwest beteiligt sich inhaltlich an der Weiterentwicklung der Trasse.
Mit dem steigenden Güter- und Lieferverkehrsaufkommen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf sowie seinen angrenzenden Nachbargemeinden, gewinnt eine innovative und möglichst konfliktfreie Bewältigung dessen an zunehmender Bedeutung. Sowohl die Ein- und Ausfuhr von Gütern in und aus der Hauptstadtregion Südwest als auch die Transportwege der sogenannten "Letzten Meile" rücken im Hinblick auf einen bedarfsgerechten verkehrlichen Ausbau sowohl der Industrie- und Gewerbestandorte als auch der belebten Einzelhandels-Geschäftsstraßen wie der Schloßstraße in den Fokus der infrastrukturellen Entwicklung des Standortes. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei zum einen auf innerbezirklichen Lösungen für die Verflechtung des motorisierten Individualverkehrs, der zu Fuß gehenden, der Radfahrenden und dem täglichen Lieferverkehr sowie zum anderen auf der wachstumsangepassten Bündelung des Logistik- und Stückgutverkehres im gesamtregionalen Kontext.
Die Radschnellverbindung soll vom Wannsee aus über den Kronprinzessinnenweg und den Königsweg quer durch den Grunewald bis zur Messe Berlin und dem westlichen Ende des Kurfürstendamms führen. Auf den ersten Kilometern führt diese Trasse durch ein Wohngebiet.
Der zweite Abschnitt verläuft parallel zur Avus auf einem Waldstück bis zum S-Bahnhof Grunewald und geht von dort in den dritten Abschnitt über – eine Einfamilienhaussiedlung. Voraussichtlicher Endpunkt wird die S-Bahnstation Halensee am Kurfürstendamm sein.
Die Machbarkeitsuntersuchung ist abgeschlossen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Radschnellverbindung "Königsweg – Kronprinzessinnenweg" machbar ist und einen positiven Kosten-Nutzen-Faktor aufweist. Die einzelnen Abschnitte und Routenvarianten wurden miteinander verglichen und eine derzeitige Vorzugstrasse empfohlen.
Bezirk: Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlendorf
Vorhabenträger: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz
Bauherr: GB infraVelo GmbH
Projektsteuerer: GB infraVelo GmbH
Planungsbüro: SHP Ingenieur GbR
Projekttyp: Noch nicht festgelegt, da in Planung
Länge: 12.200 m
Machbarkeitsstudie Machbarkeitsuntersuchung Radschnellverbindung Königsweg – Kronprinzessinnenweg (RSV Nr. 3) Ergebnisbericht
Komfortabel und schnell von Steglitz-Zehlendorf an die Spree: Der Trassenkorridor der "Teltowkanalroute" beginnt an der nordöstlichen Grenze der brandenburgischen Stadt Teltow zum Land Berlin. Er verläuft überwiegend entlang des Teltowkanals durch die Stadtteile Lichterfelde, Lankwitz und Steglitz (Bezirk Steglitz-Zehlendorf). Im östlichen Bereich von Steglitz verlässt der Korridor den Verlauf des Kanals und durchschreitet in nördliche Richtung Wohngebiete in Richtung des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Im Stadtteil Schöneberg verläuft der Korridor parallel und westlich zur Bahntrasse bis zur Bundesautobahn 100/Südkreuz.
Die Machbarkeitsuntersuchung ist abgeschlossen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die "Teltowkanalroute" machbar ist und einen positiven Kosten-Nutzen-Faktor aufweist. Die einzelnen Abschnitte und Routenvarianten wurden miteinander verglichen und eine derzeitige Vorzugstrasse empfohlen.
Bezirk: Steglitz-Zehlendorf, Tempelhof-Schöneberg
Vorhabenträger: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz
Bauherr: GB infraVelo GmbH
Projektsteuerer: GB infraVelo GmbH
Planungsbüro: SHP Ingenieur GbR
Projekttyp: Noch nicht festgelegt, da in Planung
Länge: 8.800 m
Machbarkeitsstudie Machbarkeitsuntersuchung Radschnellverbindung Teltowkanal (RSV Nr. 6) Ergebnisbericht
Der Masterplan des Clusters Verkehr, Mobilität und Logistik Berlin-Brandenburg wurde im September 2020 von der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH und der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB) herausgegeben.
Im Laufe des Prozesses wurden acht prioritäre Innovationsfelder identifiziert, die zukünftig Verkehr, Mobilität und Logistik in Berlin-Brandenburg in besonderer Weise voranbringen und die Vorreiterrolle der Region in der Vielfalt der Lösungen für Straße, Schiene, Wasser und in der Luft sowie deren Systemintegration weiter stärken sollen. Die dazu definierten Innovationsthemen beziehen sich auf die bestehenden Kompetenzen der Region in Industrie und Forschung und stellen aktuelle Schwerpunktsetzungen dar. Sie werden im Rahmen jährlicher Strategiereviews zur Diskussion gestellt und an aktuelle Trends angepasst. Im Falle besonders dynamischer Entwicklungen kann dieses auch kurzfristig erfolgen. Der Masterplan ist damit auch die strategische Grundlage für neue Mobilitätsmodelle in Steglitz-Zehlendorf. In Bezug auf die Mobilitätstehmen orientiert sich der Regionalinkubator Berlin SÜDWEST an den zentralen Grundsätzen des Masterplans.
Der Regionalinkubator (RIK) Berlin SÜDWEST wird im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) mit Bundesmitteln und Mitteln des Landes Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gefördert und durch die Senatsverwaltung für Finanzen kofinanziert.
Regionalinkubator Berlin SÜDWEST - Schloßstraße 48 - 12165 Berlin